Hoch über Trento
60 km • + 1.550 hm • 04:00:00 Nettozeit
Nachts wache ich zwei Mal wegen Durchfall auf. Jedes Mal wenn ich aufstehe wird mir übel, ich bekomme Schweißausbrüche und kann mich gerade noch zur Toilette schleppen bevor sich alles um mich herum dreht und fast umkippe. Zurück im Bett finde mich schon einmal mit dem Gedanken ab den nächsten Tag liegend zu verbringen.
Morgens wundern sich Piet und Ralf erstmals vor mir aus den Federn zu
kommen. Der erwartete Schwindel bleibt glücklicher Weise aus. Zwar
fühle ich mich ein wenig wie in Trance, doch zum Radeln wird's hoffentlich
noch reichen.
Wahrscheinlich habe ich mir beim Sturz doch eine leichte Gehirnerschütterung
zugezogen, wobei der Durchfall eher vom Wasser der Tränke herrührt.
Piet tippt zwar eher auf Überanstrengung, doch finde ich an meiner
Erklärung irgendwie mehr Gefallen ;-)
Abgesehen davon hatten wir gerade erst einen Ruhetag und die letzten Etappen
waren ja auch nicht anstrengend. Aber wer weiß ...
Die Abfahrt verzögert sich dann aber doch etwas, weil ich mich kaum vom Lokus losreißen kann. Sicherheitshalber nehme ich noch zwei Meter Toilettenpapier mit. GOTT SEI DANK! lol
Aus Rücksicht auf mich fahren wir heute viel Teer und halten uns
an die Tourbeschreibung. Ich bin tatsächlich froh drum. Das ist der
Beweis - ich bin krank! *g*
Auf der Straße kommen wir schneller voran als ich dachte. Den Asphalt
teilen wir uns mit lauter Rennradfahrern. Die meisten sind Rentner. Die
anderen müssen sich halt um diese Zeit erst einmal ihre Rente verdienen!
Ich finde es allerdings beeindruckend wie tief verwurzelt der Radsport
hier zu sein scheint.
Ralf und ich hatten uns am Abend noch angeschaut wie die Etappe verläuft.
Wir scheinen allerdings unser Gedächtnis im Hotel vergessen zu haben
und machen einen Umweg von 15 km, da wir in Faver (678 m) einfach
am Abzweig nach Piazzo (529 m) vorbeifahren. Zur Verteidigung muss
aber noch gesagt werden, dass das Ortschild tatsächlich fehlt und
wir durch das Unterfangen abgelenkt wurden eine RR-Gruppen abzuhängen
:-)
Bis Lona (692 m) kurbeln wir auf einer Provinzstraße parallel
zum Val di Cembra. Hier geht es abseits des Verkehrs über
einen Hügelkamm direkt nach Baselga (964 m).
Der vorgeschlagenen Weg ist bald allerdings ziemlich zugewuchert. Nach
einem längeren Tragestück - querfeldein den Hang hoch - finden
wir jedoch einen alternativen Forstweg.
Als wir später in Pergine-Valsugana (482 m) einkehren, stelle ich meine Diät gezwungener Maßen auf Brötchen mit Salz und Cola um. Ernährung für Spitzensporlter! lol
Über den Passo Cimirio (733 m) fahren wir oberhalb von Trento (194 m) auf einer leicht ansteigenden, kleinen Teerchaussee zum Rifugio Maranza (1072 m) unterhalb vom Berg Marzola (1738 m).
Bei der Hütte angekommen, treffen wir gleich auf unsere drei Kölner.
Jetzt erfahren wir auch was es mit dem Fleece auf sich hat. Es gehört
ihnen gar nicht!!!
Sie haben es sofort zum Jochgrimm zurückgeschickt. Sorry! Ob es noch
rechtzeitig angekommen ist?
Das Abendessen scheint sehr gut zu sein. Leider kriege ich kaum einen
Bissen hinunter. Danach versuche ich mich direkt aufs Ohr zu hauen ...
um 20.30 Uhr!!!
Im Anschluss an meine nächtlichen Spaziergängen zum Lokus schlucke
ich schließlich noch drei von Saschas Durchfalltabletten. Nochmals
Danke! Die Wirkung bleibt jedoch leider tagelang aus.