Über den Krimmler Tauern
49 km • + 1.004 hm • - 1.678 hm • 04:22:00 Nettozeit
UPDATE:
Die Krimmler-Tauern-Abfahrt wurde in unserer Richtung mittlerweile komplett
entschärft und ist angeblich sogar bergauf fast vollständig fahrbar!
Gestern
waren wir ja nicht gerade ausgelastet und schon um 22.00 Uhr ins Bett
zu gehen ist auch nicht gerade mein Ding. Nach einer halben Stunde Hin-
und Hergewälze, stehe ich schließlich auf. Kann ja doch nicht
mehr einschlafen. Also hole ich mir um 4.15 Uhr - nein, das ist kein Schreibfehler
- das Nähzeug und fange an aus Langeweile meine Bekleidung zu flicken.
Wenn Du jetzt denkst ich wäre total verrückt, dann lies erst
einmal weiter ;-)
Richtig baff bin ich nämlich, als bereits um 5.15 ein älteres
Ehepaar zum Wandern aufbricht. Die haben es sogar so eilig, dass sie ihre
Taschenlampe liegen lassen. Ich kann sie ihnen gerade noch geben bevor
sie weg sind. Und bevor noch falsche Gedanken aufkommen - es sind keine
Zechpreller. Die beiden hatten am Abend vorher schon bezahlt.
Stunden später sind auch endlich meine zwei "Langschläfer"
wach und nach einem einfachen Frühstück kann es losgehen.
Diesmal brauchen wir jedoch einige Zeit zum Warmfahren. Die morgentlichen
8°C sind für die Jahreszeit schon ein wenig frisch! Aber um die
Temperatur brauchen wir uns wahrlich nicht zu sorgen - sie steigt im Tagesverlauf
mal wieder bis zu 42°C in der Sonne.
Bevor wir vom Achental in das Windbachtal einbiegen, können wir noch den Gletscher am Ende des Plateaus bewundern. Dort irgendwo muss sich Serac Joe also mit seiner Truppe durchschlagen. Also, es sieht seeehr abenteuerlich aus!
Hinter der Windbachalm (2106 m) wird der Drei-Länder-Weg immer gröber und steiniger. Fünhundert Höhenmeter trennen uns noch von der Spitze. Mit Kraft und Schwung komme ich zwar mit meinem Hardtail noch weiter, doch wird der Spaß immer anstrengender. Was soll's, muss ja ohnehin bald schieben ....
Während wir also dabei sind die Bikes den Geröllweg hochzuschieben,
wundert sich Piet plötzlich über das gelbliche Zeugs auf seinem
Sattel. Gedankenverloren wischt er es weg. Komisch ... wenige Minuten
später ist es schon wieder da. MIST, das schmeckt ja nach Banane!?
Aber zu spät, in der Seitentasche hängt nur noch Brei. lol
(Er hatte die Bananen beim Schieben andauernd gegen das Bike gedrückt.)
Der Aufstieg ist trotz allem gar nicht so anstrengend wie erwartet. Kurze
Stücke können wir sogar fahrend zurücklegen. Bei den Schneefeldern
weiter oben ist das allerdings unmöglich. Als wir an der alten Zollhütte
vorbeikommen und um das letzte Schneefeld herumkraxeln ist es fast geschafft.
Die Zöllner musste damals aber auch ziemlich fit gewesen sein!
Nach ein paar Klettereinlagen kommen wir beim Joch an. Tief unten, vor
einem Gebirgsrücken aus Dreitausendern, liegt das Ahrntal.
Auch die Birnlücke können wir ausmachen. Wie die anderen
dort wohl hinunterkommen? Der ganze obere Teil ist vollständig von
Schnee bedeckt! Na ja, zur Not gibt's dort ja noch einen Hubschrauberlandeplatz
;-)
Von zwei Wanderern erfahren wir schließlich, dass sie vor kurzem
auf die Dreiergruppe gestoßen sei, welche morgens eine Stunde vor
uns gestartet war. Sie hätten gerade einen Platten gehabt. Ob wir
sie noch einholen können?
Der Versuch scheitert jedoch schon nach 100 m - Ralf hat einen Durchschlag.
Die Abfahrt ist hart und anstrengend - also einfach nur genial!!!
Der alte Handelsweg besteht aus großen, grob zusammengefügten,
unregelmäßig hohen Steinbrocken. Diese werden durchbrochen
von hervorstehenden Fahrrillen aus Schieferplatten. Doch mit ein wenig
Fahrtechnik sind die 1000 hm fast komplett fahrbar.
Wir arbeiten uns, dem Zickzack des Weges folgend, den Berg hinab. Mit
meinem Hardtail muss ich andauernd in Fahrt bleiben, um gut über
alle Hindernisse drüber zu kommen. Was hätte ich hier doch für
mehr Federweg oder gar ein Fully mit Scheibenbremsen gegeben!
Andauernd muss ich anhalten, um meinen Armen und Bremsfingern ein wenig
Erholung zu gönnen. Doch auch die beiden Rotwilderer sind mir um
die Unterbrechungen nicht böse. Ihre Bremsscheiben scheinen auch
etwas Abkühlung zu brauchen.
In einer Kehre bleibe ich schließlich mit dem Vorderrad in einer Rille stecken und komme fast zu Fall. Bei zwei Absätzen schlägt dann auch noch mein 48er Kettenblatt auf und irgendwie bricht die Käfigfeder meiner PDM 545.
Doch es ist einfach nur Fun! Piet und ich grinsen uns andauernd an. Nur Ralfs Fahrfreude ist gedämpft, hatte er sich doch gleich zu Anfang die Wade geprellt.
Trotzdem sorgt er noch für einen Lacher! Weiter unten steht plötzlich
eine Kuh mitten auf dem Weg. Ich überschlage mich beinahe, als ich
überrascht das Vieh anstarre und dabei einen Stein übersehe.
Da kommt Ralf mit Schwung an mir vorbeigeschossen, sieht die Kuh, brüllt
wie ein Verrückter "MUH, MUH, MUH!!!" und kann gerade noch
vor dem Rind zum Stehen kommen, welches ihm unbeeindruckt sein Hinterteil
zuwendet.
Aber so einfach läßt sich Ralf nicht ausbremsen und einen Augenblick
später hat er die Kuh auch schon vom Weg geschoben!!!
Unten im Tal können wir es kaum glauben. Die Abfahrt hat mit Pausen
über 1.5 Stunden gedauert! Dabei ging doch alles so schnell?!
Die restlichen Höhenmeter vernichten wir schnell auf der Straße
nach Sand im Taufers (865 m). Piet hatte auf der Karte zwar gestern
noch eine vielversprechende Route entlang des Hasentals und über
die Weiße Wand (2517 m) ausgemacht, doch ist das mit Ralfs
geprellter Wade leider nicht möglich.
Er kauft sich eine Salbe und als wir mittags schon in Sand ankommen, fahren
wir erst einmal zum eiskalten Reinbach, damit Ralf seine geschwollene
Wade kühlen kann.