In die Dolomiten
56 km • + 2.426 hm • - 1.294 hm • 05:42:00 Nettozeit
Wir erwachen an diesem Morgen zwischen sieben Uhr und halb acht und haben alle
recht gut geschlafen. Ich pelle mich aus dem Schlafsack
um mich etwas zu bewegen.
Langsam kriecht die Sonne zwischen den Baumwipfeln hindurch, hinein auf die
Wiese, auf der wir liegen. Ihre Strahlen haben noch nicht die nötige Kraft
uns richtig aufzuwärmen. Doch dafür haben wir einen Kaffeekocher im
Auto. Das gemeinsame Frühstück lässt dann schnell die Anstrengung
des vergangen Tages vergessen. Zur Morgentoilette gehen wir dann noch mal zum
Gasthof Alpenrose. Die Besitzer sind freundlich gestimmt und haben nichts dagegen,
dass wir ihre sanitären Einrichtungen benutzten. Das Filmteam kommt auch
mit dem Auto zu dem Platz vor dem Gasthof gefahren. Sie füllen noch ihren
Wasserkanister und fahren dann über St. Lorenzen zu der kleine Kapelle
bei Saalen, an der wir uns mit ihnen treffen sollten.
Wir radeln dorthin über einen Trail der direkt von Montal
(ca. 850 m) hinab ins Tal und dann nach dem Überqueren der Straße
nach Enneberg (1.284 m) den Hang hinauf geht.
Zu unserer eigenen Überraschung ist er völlig fahrbar und sehr schön.
Innerhalb einer halben Stunde sind wir am Treffpunkt. Michael und André
sind dort schon und bauen gerade das Mikrofon und die Kamera auf das Dach des
Autos. Wir fahren an ihnen vorbei.
Von dem Höhenweg dem wir nun folgen hat man eine grandiose Aussicht in die Dolomiten. Während die Straße unten im Tal weitestgehend im Schatten verläuft und sich der Auto- und Schwerlastverkehr dort durchquetscht, ist es hier oben ruhig uns sonnig. Wir werden nur von unserem Kameraauto verfolgt. Man macht dort zwar schon um die 600 Höhenmeter bevor die eigentliche Etappe losgeht, doch die Zeit vergeht schnell. Im Windschatten kann man die leicht ansteigende Straße hinauffahren und die Aussicht genießen. Von Pfarre Enneberg rüber zum Eingang des Fojedöratals ist der Weg nicht gerade leicht zu finden. Die markierten Wanderwege aus der Karte (12 und 13) können wir nicht auffinden.
Carsten: „Schöne Wege in der Karte aber nicht markiert, dann wieder Abzweigungen die nicht in der Karte sind. Höhe halten, am Hang bleiben und dabei noch mal 300 m hoch ... zum Verzweifeln. Da herrscht Uneinigkeit in der Gruppe wie es weiter geht. Der Lift in der Karte ist nicht sichtbar...ich verlasse mich auf mein Gefühl, fahre die Wiese runter, es passt...der Rest der Gruppe zögert noch. Ich hätte nicht gleich losfahren sollen...“
Wir versuchen so etwa dem Verlauf der Wege zu folgen und kürzen schließlich über die Wiese eines Bauern ab, der uns eigentlich dazu auffordert den Hügel weiter hinauf zu fahren. Komischer Weise kommen wir daraufhin abe rgenau dort raus, wo wir eigentlich hinwollten. Und da wartete auch schon wieder unser Filmteam auf uns. Ich weiß nicht, wie sie es so schnell dorthin geschafft hatten. Aber Prima. Sie haben sich bei einer Bachquerung des Weges aufgebaut und wir müssen nur noch durchfahren.
Dave: „Schon unglaublich wie viel Zeit solche
Dreharbeiten benötigen! Zuerst muss die beste Position für die Kamera
gefunden werden. Unsere Kameraleute bauen dazu das Stativ mitten im Bach auf.
Anschließend müssen sie die Kamera richtig einstellen, bevor wir
mehrfach in verschiedenen Geschwindigkeiten, an unterschiedlichen Stellen und
in etwas variierenden Abständen zueinander durch den Bach fahren. Eine
halbe Stunde vergeht im Ausgleich für die eine richtige Aufnahme, welche
im Film wohl nur einige Sekunden zu sehen sein dürfte – wenn überhaupt!
Aber es macht uns nicht viel aus. Schließlich werden alle Mühen durch
die im Film festgehaltenen Tourerinnerungen mehr als wett gemacht!“
Wir nutzen die Gunst der Stunde und drehen in der Nähe noch weitere Einstellungen.
Dann geht es das Fojedörtal hinauf. Es sollte sich mit als schönste
Etappe des gesamten Alpencross herausstellen. Fast tausend Höhenmeter geht
es hinauf bis zum Kreuzjoch (2.238 m). Der Weg ist sehr fein
geschottert und dadurch angenehm hinaufzufahren. Weiter oben dann ist die Sicht
ein Traum. An der Vegetation sieht man jetzt deutlich, dass man sich im Süden
der Alpen befindet. Die Baumgrenze ist nach oben gewandert. Die Bä
ume sind
knöchern, verkrüppelt und niedrig und die Büsche am Wegesrand
trocken und brüchig.
Am letzten Stück vor dem Joch wartet noch eine kleine Herausforderung auf
uns – eine steile Rampe
mit über 30% Steigung. Und das bei dem losen Untergrund ...! Kurz vor dem
Joch steht eine alte Schranke die sofort an „Spiel mir das Lied vom Tod“
erinnert. Das Holz ist alt und von der Sonne ausgedörrt. Als Gegengewicht
zum Schlagbaum häng an einem Seil ein dicker Stein und mehrere Metallschrottteile.
Carsten überholt mich kurz vor der Schranke und öffnet sie. Die Sonne
brennt mit voller Kraft danieder. Links und rechts des Weges ist nur feines
Geröll und Sand zu sehen. Nur einzelne Grashalme haben dazwischen überlebt.
Dave : “Die letzten Meter werden beiderseits durch Abhänge eingerahmt. Wir sehen vor uns nur den blauen Himmel über der Kuppel des Weges. Aber je weiter wir uns hocharbeiten, desto mehr öffnen sich die Hänge links und rechts, langsam tauchen die ersten Dolomitengipfel am Horizont auf und dann eröffnet sich uns schlagartig das volle Panorama des Kreuzjochs.“
Auf dem Kreuzjoch hat man einen Rundumblick der Superlative. Die Dolomiten in all ihrer Pracht. Da es auch hier noch vor wenigen Tagen regnete ist die Luft völlig klar. Die Aussicht erscheint endlos. Direkt auf dem Joch steht ein Tisch mit Bänken. Wir legen unser letztes Brot nebst Käse und Wurst zusammen.
Rolf: „Diese Auffahrt, grenzwertig steil, ist
gegen Ende kaum zu fahren. Dave und ich kämpfen um jeden Höhenmeter.
Doch der Blick vom Joch ist unschlagbar. Schöner als hier oben kann man
nicht Brozeit machen. Nur der Pajero, der am Ende der Straße abgestellt
ist, will nicht ins Bild passen.“
Nach einem kleinen Spaziergang auf dem Joch fahren hinab. Das Panorama
bleibt atemberaubend. Der Weg
ist der Wahnsinn. Vollkommen fahrbar. Oben in Sand und Kies, nach einem Steilstück
über mehrere Geröllfelder
und weiter unten durch den lichten Wald am Finsterbach entlang.
Wir brauchen mit Fotos, Videoaufnahmen
und Landschaftsgenuss über eine Stunden hinab.
An der Grünwald-Alm
(1.590 m) machen wir eine Pastapause. Mmmmhh – selten so lecker gegessen.
Während zwischen unseren Beinen die Hühner der Alm hindurch laufen
und wir rundherum die Berge bewundern, zaubern sie in der Küche vier Portionen
Hüttennudeln, die nicht zu überbieten sind.
Frisch gestärkt geht es dann zum Pragser Wildsee. Hier wartet schon das
Filmteam. Wir drehen mehrere
Einstellungen, zu denen wir halb um den See fahren und springen dann ins kühle
Nass. Welch Wohltat den Schweiß des Tages vom Körper zu waschen.
Nach 1 ½ Stunden geht es dann weiter, um den See herum, die Straße
hinab nach Schmieden (1.222 m) und den Wanderweg 37 aufwärts
zum Almgasthof Brückele
(1.491 m). Auf dem Weg dorthin wird schnell klar, dass wir es heute nicht mehr
zur Seekofelhütte (2.327 m) schaffen werden. Zudem ist das Gelände
bis dorthin eher was zum Wandern. Uns wird geraten über Plätzwießen
(1.993 m) zu fahren. Ich stimme dem Rat sofort zu. Und auch Carsten,
der vor Jahren schon mal in der Dürrensteinhütte
(2.040 m) an der Plätzwiese genächtigt hat findet die Idee gut.
So geht es weitere schlappe 600 Höhenmeter im Abendlicht die Straße
hinauf. Mit Dave zusammen fahre ich voraus. Wir sind voller Energie und kurbelten
die Höhenmeter nur so runter. Nebenher erzählten wir uns gegenseitig
mehr von uns. In einer Haltebucht kurz vor dem Ziel warten wir auf die anderen.
Gemeinsam ziehen wir dann am Hotel Plätzwiesen vorbei und sehen unser Ziel
des Tages am Ende des Kieswegs angestrahlt von der untergehenden Sonne. Neben
der Dürrensteinhütte steht die Ruine des Werks Plätzwiese. Die
erste Festung des Ersten Weltkrieges, die wir auf der Tour zu sehen bekommen
sollten. Immer wieder posieren wir für die Fotokamera vor dieser Kulisse.
Dave: „Der Mond kommt nun als riesige Scheibe knapp über dem Horizont hervor und bildete im rötlichen Abendlicht mit der Silhouette von Hütte, Festung und Bergen ein besonders schönes Naturspektakel. Carsten und ich verschießen Unmengen an Bildern. Das Panorama sieht einfach unglaublich aus! Erst beim späteren Auswerten der Fotos kommt uns in den Sinn, dass es sich hierbei ja um einen psychologischen Effekt handelt. Auf den Fotos erscheint er – für uns enttäuschend - so klein wie eh und je!“
An der Dürrensteinhütte angekommen sind wir wieder froh noch etwas zu Essen zu bekommen. Wieder sind wir erst beim Untergang der Sonne im Quartier. Die Wirtin ist sehr freundlich und Carsten kennt sie noch vom letzten Mal. Sie tischt uns eine Riesenportion Pasta auf und macht und somit alle glücklich. Carsten hat weiterhin Probleme mit seinem Knie und humpelt durch die Gaststube. Am Nachbartisch feiert eine Gruppe Wanderer bis spät bei Bier und Schnaps. Ich bin froh mich an dem Abend nicht fürs Matratzenlager entschieden zu haben. Im Zimmer habe ich es ruhig. Dave berichtete am Morgen darauf von schnarchenden und lärmenden und Angetrunkenen im Matratzenlager. Am Schlafen letztlich konnte es ihn aber auch nicht dauerhaft hindern. Wir hatten doch wieder einiges geschafft an diesem Tag.