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Tag 6.06 Abfahrt Colle Pontonnet
Tag 6.06 Abfahrt Colle Pontonnet
Tag 6.03 Abstieg Colle Pontonnet
Tag 6.03 Abstieg Colle Pontonnet
Tag 6.02  Vallonne di Urtier
Tag 6.02 Vallonne di Urtier

Route

  • Rifugio Sogno di Berdze
    2.526 m
  • Colle Pontonnet
    2.897 m
  • Vallone di Fenis
  • Barche
    586 m
  • Chambave
    475 m
  • Mongnod
    1.489 m
  • Brusoney
    1.886 m
  • Gilliarey
    2.186 m
  • Rifugio Barmasse
    2.169 m
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Geröllfeld und Hitzeschlacht

KARTE ETAPPENFOTOS
Rifugio Sogno di Berdze - Rifugio Barmasse, Lago di Cignana
67 km • + 2.660 hm • - 2.950 hm

Es ist früh am Morgen und draußen werfen die umliegenden Berge noch lange Schatten auf uns herab. Wir müssen kurz 100 Höhenmeter zurück bis zum Abzweig zur Alpe Ponton (2.632 m) fahren. Ab hier geht es auf Schotter bergauf. Schnell wird uns in den Jacken zu warm, also weg damit und rein in die Rucksäcke. An der Alm zweigt ein Wanderweg hinauf auf den Pass ab. In steilen Serpentinen geht es auf erdigem Grund nach oben. Schön anzusehen liegt der Lago Ponton unter uns in einer Senke, die Bergkette im Süden ist von einem malerischen Wolkenband umwickelt. Einzig die Hochspannungsleitung hinauf zur Passhöhe beeinträchtigt das Gesamtbild.
Die Auffahrt zum Colle Pontonnet (2.897 m) legen wir teils schiebend, teils fahrend zurück. Auf einer Anhöhe erblicken wir schließlich den Pass über den auch die Starkstromleitung führt. Zunächst geht es aber nochmals auf einem schönen Trail bergab, dann entlang eines kleinen Sees, bevor uns der Schlussanstieg hinauf auf den Pass erwartet. Nochmals müssen wir einige Höhenmeter schiebend und tragend überwinden. Der Trail durch die Moräne ist im guten Zustand und einfach zu bewältigen.

Oben angekommen am Colle Pontonnet weht ein eisiger Wind. Fels und Geröll prägen hier oben das Landschaftsbild. Eine verfallende Militärbaracke und einige Steinmauern zeugen von der früheren Nutzung dieses strategisch wohl wichtigen Überganges. Bald brechen wir wieder auf und fahren auf einem Bergrücken abwärts. An einer Hütte auf dem Col Fenis (2.831 m) beginnt der kaum sichtbare Weg ins Vallone di Fenis. Zunächst fahren wir auf gut verfestigtem Untergrund hinab. Ich entdecke hier die Spuren eines Bikers, der hier vor wenigen Tagen durchgekommen ist, vieleicht sogar Lukas Stöckli bei seinem Projekt „Gipfelstürmer“.

Nach wenigen Metern stehen wir an einem Steilabbruch. Das Landschaftsbild hat sich abermals gewandelt. Wir finden uns in einem Gewirr aus Felsen und lockerem Geröll wieder. Schnell wird uns klar, der Colle Pontonnet ist kein guter Übergang. Die Abfahrt ist der absolute Wahn! Lockere Felsbrocken, extreme Steinschlaggefahr, in der Gruppe nur einzeln begehbar, insofern man hier von Gehen sprechen kann.
Ich laufe als erster hinab, Dave versucht ein Stück weiter oben einen Weg durch das wilde Gewirr von Felsen zu finden. Ich trete einen Stein los, er rollt donnernd nach unten, reißt weitere Brocken los. Zum Glück ist unter mir niemand. Ich rufe zu Dave hinauf, dass er erst einmal abwarten soll, bis ich aus seiner Abbruchzone heraus bin, bevor er weiter geht.
An jetzt halten wir Abstand, damit wir uns beim Abstieg nicht gegenseitig gefährden. Schließlich entdecken wir auf der westlichen Talseite einige gelbe Markierungen. Wir queren das nun recht flache Geröllfeld dorthin und gelangen endlich wieder auf den ehemaligen Wanderweg. Dieser kommt von weiter oben, verschwindet aber bald darauf ebenfalls unter dem mächtigen Felssturz.
Der folgende Trail ist ganz gut befahrbar und wartet mit einigen fahrtechnisch interessanten Passagen auf. Leider endet er viel zu früh an der Grand Alpe (2.100 m). Ab hier führt nur noch ein Schotterweg hinab ins Tal.

Wenige Wochen nach unserer Tour wurde der Wanderweg am Colle Pontonnet wieder begeh- und befahrbar gemacht. Es wurde ein neuer Weg an der westlichen Talseite angelegt und gelbe Markierungen weisen den Weg. Somit kann dieser Übergang zukünftig mit deutlich weniger Risiko und weitestgehend fahrbar angegangen werden.

Die weitere Abfahrt gestaltet sich für uns ziemlich unspektakulär. Wir vernichten sinnlos Höhe auf der Schotterpiste. Netterweise ist die Sache noch mit einem steilen Gegenanstieg gespickt. Zu allem Überfluss wird kräftig gebaut, der Weg besteht nur noch aus feinem Staub und der drohende LKW Verkehr zwingt uns zu ziemlich behutsamer Abfahrt.
Irgendwann erblicken wir das Matterhorn. Seine markante Silhouette ragt in den Himmel empor.
Auf einer Höhe von 1.070 m bei Leffrey zweigt ein Schotterweg nach links ab. Wir orientieren uns kurz anhand der Karte und beschließen den dort einzeichneten Trail zu probieren. Es geht zunächst einige Meter bergauf, wir passieren ein paar Gärten und am Ende einer Wiese stehen wir vor dem Einstieg in einen Trail. Volltreffer! Ein wunderbar verschlungener Weg mit engen Kehren und einigen Absätzen. Scheinbar wird hier öfters gefahren, denn die Ideallinie ist wunderbar vorgezeichnet. Nach und nach verlassen wir den Wald, das Gelände wird offener, der Untergrund staubtrocken. Wir kreuzen noch einige Schotterwege und gelangen auf Trails hinab bis nach Barche (586 m).

Dort angekommen wollen wir erst einmal was essen. Leider ist die einzige Bar im Ort völlig von Einheimischen überfüllt und die zwei älteren Damen schaffen es einfach nicht dem Andrang Herr zu werden. Daher brechen wir wieder auf und fahren weiter nach Chambave (475 m).
Hier unten im tief liegenden Aostatal ist es heiß, ein warmer Wind weht uns entgegen. Leider finden wir auch in den nächsten Ortschaften keine Möglichkeit etwas zu Essen zu bekommen. Auch die Lebensmittelläden haben schon wieder einmal geschlossen. Also geht es den Berg hoch. Im nächsten Ort wird es sicher was geben.
Der Wind macht die Auffahrt bei über 30°C halbwegs erträglich. In S. Denis (809 m) betreten wir wieder eine Bar. Küche geschlossen, also jeder zwei Glas Cola, zwei Tüten Chips und eine Portion Eiscreme aus der Tiefkühltruhe. Am Brunnen im Ort können wir wenigstens noch unsere Trinkflaschen füllen. Noch 500 Höhenmeter bis zum nächsten Ort mit Pizzeria. Egal, inzwischen haben wir den ersten Hunger überwunden und quälen uns weiter bergauf.
Endlich in Sémon (1.301 m) angekommen wird unsere Hoffnung auf eine Portion Nudeln oder gar eine Pizza natürlich wieder enttäuscht. Essen erst ab 19.00 Uhr. Selbstverständlich macht auch der kleine Alimentari im Ort immer noch Siesta.
Glücklicherweise haben wir inzwischen über 1.000 Höhenmeter mit leerem Magen überwunden und wir verlassen langsam das heiße und trockene Aostatal. Zunächst spenden einige Bäume Schatten, später erreichen wir endlich den kühleren Wald. Unseren ursprünglichen Plan das Skigebiet Torgnon westlich auf dem Höhenzug zu umfahren, lassen wir angesichts unserer Versorgungslage fallen. Stattdessen fahren wir kurz unterhalb des Col des Bornes (1.774 m) auf der Straße in den Ort Mongnod (1.489 m) hinab.
Dort angekommen finden wir gleich einen geöffneten Supermarkt. Auf dem Marktplatz werden die soeben gekauften Lebensmittel sofort vernichtet. Nebenher können wir im Brunnen noch einige Kleidungstücke waschen und in der Touristinfo nach einer Übernachtungsmöglichkeit nachfragen.

Dann der Nächste Tiefschlag, der geplante Übernachtung in der Rifugio Barmasse (2.169 m) scheint zu platzen. Ausgebucht! Wir beschließen trotzdem die verbliebenen 500 Höhenmeter hinauf zur Hütte in Angriff zu nehmen und notfalls ins Tal ab zu fahren.
In endlosen Serpentinen führt die Straße durch das Skigebiet von Torgnon aufwärts. Später auf fahren wir am Hang entlang auf einem leicht steigenden Wirtschaftsweg bis zu einem kleinen See bei Loditor (1.962 m). Ab hier geht es über die Almen Telinod und Gilliarey (2.186 m) unterhalb des Finestra d`Ersa (2.290 m) auf einem Schotterweg entlang. Wir hatten zuerst befürchte über diesen ca. 200 Höhemeter oberhalb gelegenen Übergang zu müssen und sind über die nicht ganz geplante Umfahrung alles andere als unglücklich.
Langsam dämmert es und es wird wieder kalt. Leider müssen wir bis zur Rifugio Barmasse am Lago di Cignanna nochmals einige Höhenmeter auf Schotter abwärts fahren, um dann bald darauf nochmals einen Schlussanstieg von knapp 300 Höhenmetern zu bewältigen.

Die als Option geplante Abfahrt auf einem Trail nach Pâquier (1.528 m) liegt bereits im Schatten der umliegenden Berge. Daher sind wir froh darüber, dass unsere Nachfrage nach einer Übernachtungsmöglichkeit im Rifugio Barmasse jetzt doch noch positiv beantwortet wird. Obwohl in der Hütte immer noch einige Betten unbelegt sind, hatte man uns bei unserm Anruf vor drei Stunden in Mongnod auf der Touristinfo noch gesagt, die Hütte sei ausgebucht ...
Nach dem etwas knappen Abendessen schaffen es Roland und Dave noch warm zu duschen. Für mich und Rolf bleibt leider nur noch kaltes Wasser aus dem überlasteten Boiler übrig. Egal, es gibt schlimmere Dinge als kaltes Wasser.


Fazit

  • Grauenhafte Abfahrt vom Colle Pontonnet
  • miserable Versorgungslage
  • lange Überführungsetappe.
Letzte Änderung 09.12.2007 | Hits: 3.553 | nach oben