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Tag 5.11 Abfahrt Col Lauson
Tag 5.11 Abfahrt Col Lauson
Tag 5.02 Valsavarenche
Tag 5.02 Valsavarenche
Tag 5.05 Zum Col Lauson
Tag 5.05 Zum Col Lauson

Route

  • Eau-Roussex
    1.666 m
  • Col Lauson
    3.295 m
  • Rif. Vittorio Sella
    2.584 m
  • Valnontey
    1.666 m
  • Cogne
    1.534 m
  • Lillaz
    1.617 m
  • Vallone di Urtier
  • Rifugio Sogno di Berdze
    2.526 m
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Das erste Tour-Highlight

KARTE ETAPPENFOTOS
Eau-Roussex - Rifugio Sogno di Berdze
42 km • + 2.770 hm • - 1.920 hm

König Vittorio Emanuele III. ließ im Gebiet rund um den Gran Paradiso, dem mit 4.061 Metern höchsten Berg der Grajischen Alpen, zu Beginn des letzten Jahrhunderts zu seinem Jagdrevier erklären. Um alle Teile des riesigen Gebietes bequem zu erreichen, wurden unzählige Reitwege angelegt, die zum Teil bis in Höhen von über 3000 m führen. Und einer dieser Reitwege soll uns heute zum Col Lauson (3.295 m) führen, einen der höchsten mit dem Bike bezwingbaren Pässe.

Große Teile des 1.600 hm langen Anstieges sind fahrbar. Allerdings hat das vergangene Jahrhundert seit der Errichtung der Wege Ihre Spuren hinterlassen, so dass man es immer wieder mit längeren Schiebepassagen zu tun bekommt. Gleich zu Beginn erwartet uns ein kurzer unfahrbarer Abschnitt, da der Weg mit groben Felsbrocken gepflastert ist. Oberhalb der Baumgrenze ist der Weg jedoch in einem sehr guten Zustand. So arbeiten wir uns langsam in der grandiosen Landschaft nach oben und genießen bald die Morgensonne beim Aufstieg.
Die Landschaft ist einzigartig, im Hintergrund blicken wir immer wieder zurück auf die gestrige Etappe und die unvergessliche Abfahrt vom Colle d´ Entrelor. Das ehemalige Jagdrevier aus dem 1922 der Gran-Paradiso-Nationalpark hervorging ist ein Traum für den modernen Jäger, den Trailhunter. Wir fühlen uns wohl hier und genießen den mühsamen Aufstieg. In endlosen Serpentinen windet sich der Trail höher und höher. Abermals sehen wir Steinböcke die oben in den steilen Hängen nach Futter suchen.
Je weiter wir nach oben kommen, desto karger wird die Landschaft. Ab der 3.000-Meter-Marke dominiert blanker Fels in der rauhen Gerölllandschaft. Wir gehen wieder einmal zum “fraxn” über. Das Bike quer über die Schultern gelegt lässt sich der beschwerliche Aufstieg im Geröll gut meistern. Dave und ich sind mit Bergstiefeln ausgestattet und fühlen uns bedeutend wohler in diesem Gelände als Rolf und Roland.
Blicke schweifen umher, wir genießen die Einsamkeit und die traumhafte Gebirgswelt.Das Geröll nimmt kein Ende, der Atem geht schwer, die Sonne brennt unbarmherzig. Kurz vor dem Pass wird der Weg noch einmal sehr steil, bevor wir in einem letzten Kraftakt endlich den Übergang erreichen und sich vor uns ein neues Panorama auftut, bei dem wir in der Ferne das vergletscherte Monte Rosa Massiv ausmachen können.

Nach einer Rast auf dem glatten, von der Sonne erwärmten Felsen beginnt der Abfahrtsspass! Nach ein paar engen Kehren meistern wir eine leicht ausgesetzte Passage, schlängeln uns am Hang entlang und winden uns schließlich wieder in schmalen Kehren ins Hochtal hinab. Dave greift in die Trickkiste und meistert die engen Spitzkehren mit beeindruckender Fahrtechnik. Der gut ausgetretene Weg führt uns technisch unterhaltsam, doch weitgehend flowig durch kleineres Geröll ins Tal.Nur fliegen kann schöner sein!
Schließlich erreichen wir hungrig das Rifugio Vittorio Sella (2.584 m) und bestellen uns erst einmal eine Portion Nudeln. Leider ist die Portion mickrig und die Soße tatsächlich überhaupt nicht gewürzt. Egal, wir sitzen in der Sonne, schauen dem bunten Treiben um uns herum zu und brechen bald wieder auf in Richtung Cogne (1.534 m).

Noch einmal wird der Weg sehr spannend. Leider ist dieser unterhalb der Hütte extrem stark begangen und die unzähligen senkrecht stehenden Steinplatten in den Kehren bremsen uns immer wieder aus. Meist nehmen wir diese Hindernisse als sportliche Herausforderung und versuchen die verzwickten Passagen fahrend zu bewältigen. Dennoch hält sich der Spaß hier in Grenzen und man muss höllisch aufpassen, sich keinen Platten einzufahren oder gar die Felgen zu demolieren. Und dann passiert es, ich bin einen kurzen Moment unachtsam, bleibe mit dem linken Pedal an einem Felsen hängen. Ich strauchle, fange mich wieder und fahre weiter.
Nix passiert? Nein, dieser dumme Fahrfehler hat mir tatsächlich die ganze Kurbel verbogen. Das Pedal scheint intakt zu sein, wackelt aber. Zudem läuft die Sache jetzt äußerst unrund und ich brauche einige Meter Abfahrt um mich an diese neue Situation zu gewöhnen.

In einer Tourenbeschreibung aus einer Bikezeitschrift haben wir über den weiteren Wegverlauf folgendes gelesen: “auf der Alta Via 2 – im engen Val Lauson ist die alte Wegtrasse des Reitweges wegen Steinschlaggefahr und Verfall gesperrt, Umgehung auf neuem Wanderweg, insgesamt etwa 40 min Schieben nach Cogne“.
Wir erreichen schließlich den besagten Abschnitt, überqueren den Bach auf einer schmalen Holzbrücke und müssen danach etwa 5 min bergauf schieben. Und dann erreichen wir die angebliche Schiebepassage, die sich für uns sofort als schönster und interessantester Teil der ganzen Abfahrt entpuppt. Verblockter Fels, Holztreppen, quer liegende Stämme, tiefe Rinnen, lockeres Geröll und immer wieder griffiger Fels sind ein wahres Paradies für Fahrtechnik-Akrobaten. Jede Kehre bietet eine neue fahrtechnische Herausforderung. Wir haben Spaß, unendlich viel Spaß und wir hoffen inständig, dass dieses “Schiebestück” niemals enden wird.
Die Felsen laden zum Spielen ein und nach mehrmaligem Befahren hat sich eine staunende Menschentraube von Wanderern um uns herum gebildet. Erstaunt und beeindruckt von unserem Tun bleiben die Zaungäste immer wieder stehen und vergessen fast ihren Weg fortzusetzen.
Das Ganze spielt sich irgendwo im Grenzbereich zwischen S3 und S4 der Singletrail-Skala ab. Und wieder einmal zeigt sich, dass sich die Einteilung in Schiebe- oder Fahrstück als völlig untauglich erweist.

Schließlich wird der Trail wieder einfacher, windet sich in einigen Serpentinen hinab und wir erreichen das Tal. Die letzten Kilometer bis Cogne führt ein Schotterweg am Bach entlang. Glücklicherweise hat mein wackelndes Pedal die ganze Abfahrt über gehalten. Ständig bin ich mit der Angst gefahren, dass dieses plötzlich abbrechen könnte. Nicht auszumahlen, was in diesem Fall auf dem technisch anspruchsvollen Trail hätte passieren können!
In Cogne angekommen teilen wir uns auf. Roland bewacht die Bikes, Dave und Rolf versuchen eine Unterkunft ausfindig zu machen. Ich suche einen Bikeshop und versuche irgendein Ersatzteil für meine Kurbel zu finden. Vergeblich, außer einiger Sportgeschäfte mit dem üblichen Outdoor-Equipment und einem kleinen Baumarkt gibt es nichts. Schließlich kann ich mir wenigstens in einer Autowerkstatt einen 15er Maulschlüssel ausleihen und mir den Schaden an der Kurbel genauer betrachten: Ich demontiere die Pedale, Das Gewinde in der Kurbel ist ziemlich Matsch, einzelne Gewindegänge rieseln als Aluspäne zu Boden. Das Pedal ist unversehrt, die Kurbel ziemlich krumm. Zum Glück ist das Gewinde noch tragfähig, so dass ich das Pedal wieder montieren und sogar ganz fest ziehen kann. Zumindest wackelt nun nichts mehr, ich kann weiter fahren!

Dave und Rolf haben inzwischen heraus gefunden, dass 1.000 m weiter oben Richtung Colle Pontonnet (2.897 m) noch ein Rifugio existiert, welches auf unserer Wanderkarte nicht eingezeichnet ist. Schnell beschließen wir dort zu reservieren und den Anstieg am Abend noch in Angriff zu nehmen. Wir essen noch ein Eis, besorgen in einem Alimentari noch ein paar Lebensmittel und brechen auf. Dabei kommen wir nochmals an dem kleinen Baumarkt vorbei.
Moment mal, was mach ich wenn Das Gewinde nicht mehr trägt!? Ohne Werkzeug? Was würde Mac Guiver machen? 15er Maulschlüssel und Zweikomponenten-Epoxidkleber für 12,-EUR wandern ins Gepäck - sicher ist sicher!

In Lillaz (1.617 m) füllen wir noch mal unsere Trinkflaschen und dann geht es bergauf. Zunächst auf einer kleinen Teerstraße, später auf Schotter führt der Weg nach oben.
Im Abendlicht fahren wir durchs Vallone di Urtier zum Rifugio Sogno di Berdze (2.526 m).Wir erreichen diese erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit. Das Abendessen ist vorzüglich und reichhaltig und das Bier schmeckt nach diesem gelungenen Tag heute außerordentlich lecker.
Später fallen uns die frisch renovierten sanitären Anlagen auf. Neben den schief eingebauten Toiletten gibt es auch eine, bei welcher man den Klodeckel nicht ganz hochklappen kann, weil er gegen den Wasserbehälter stößt.
Und dann verbringen wir die Nacht beim Spritgeruch des Dieselaggregats, welches den ganzen Lagerbereich durchzieht. Na ja, Nase zu und durch ...

Letzte Änderung 09.12.2007 | Hits: 3.723 | nach oben