Doch noch Biker!
41 km • + 1.692 hm • - 1.367 hm • 04:47:00 Nettozeit
Bevor die anderen morgens aufwachten war ich dabei die Folgen der gestrigen Abfahrt zu reparieren. Meine vordere Bremsscheibe hatte einen gewaltigen Schlag abbekommen und es dauerte lange, bis ich sie wieder gerade gebogen hatte. Durch das offene Fenster hörte ich währenddessen wie sich die anderen zum Frühstück fertig machten. Statt Lorenz’ Alien wieder in die pralle Satteltasche zu fummeln, legte ich sie schnell neben seinen Sattel auf die Holzbohle an dem das Rad lehnte und machte mich mit den anderen auf zum Buffet. Das Tool konnten wir ja auch noch später einpacken. Großer Fehler! Nach dem Frühstück waren die anderen vor mir abfahrtbereit, weshalb ich Lorenz bat sein teures Multi-Tool einzupacken. Irgendwie dachten wir beide aber nicht mehr dran und waren schon über eine Stunde unterwegs, bevor uns klar wurde, dass wir mit dem Alien den größten Teil unserer Werkzeuge verloren hatten.
Auf Anraten des Hoteliers foltgen wir nun doch nicht dem GTA durch das Valle della Madonna Richtung Monte Ruissas (2.508 m). Das wäre nur unnötige Schieberei, denn kurz vor dem benachbarten Ort Pietraporzio (1.246 m) biegt ein fahrbarer Schotterweg von der Straße ab und führt fast parallel zum GTA zum Colle della Bandia (2.456 m), welches wieder auf unserer Route lag. Ganz ohne Schiebepassage ging es auch diesmal nicht, doch konnten wir tatsächlich fast durchweg im Sattel bleiben! Wir nutzten dabei einen nicht auf der Karte eingezeichneten, erst vor kurzem erstellten Weg. Bei einer Höhe von ca. 1.950 m bogen wir rechts in diesen neuen Weg ab, welcher uns erst im Zick-Zack den Hang hinab und dann das Val di Bandia hinauf leitete. Später mündete er in den P34, welcher uns nach Bandia (2.408 m), einer traurigen Ansammlung verfallener Militärgebäude, brachte. Von hier aus folgten wir, mehr oder weniger auf der Höhe bleibend, einer breiten Piste bis zur Hochebene Gardetta.
Es war Sonntag, weshalb auf dieser gut ausgebauten Militärstraße
mit seinem weitläufigen Bergpanorama ungewöhnlich viel Betrieb
herrschte. Viele Leute waren mit ihren Autos zum Picknicken oder Wandern
angefahren, Motocrosser heizten mit ihren Maschinen über den Schotter
und schließlich trafen wir auch auf eine Gruppe
italienischer Biker, welche auf einer Zweitagestour unterwegs waren.
Einer hatte sogar ein altes ProFlex mit Elastomer-Federung! Wie sich herausstellte
kannte Marco einen von ihnen aus seinem italienischen Bike-Forum.
So fuhren wir, nach einem Zwischenstopp beim Rifugio di Gardetta
(2.325 m, mit raaaaseeeend schneeeelleeer Bedieeeenung!), gemeinsam über
den Passo di Gardetta (2.431 m) hinab ins Vallone
d’Umerzio bis nach Chialvetta (1.494 m),
unserem Etappenziel.
Auf dem Weg
dorthin galt es 1.000 Hm zu vernichten. Der erste Abschnitt konnte mit
interessanten Felspassagen und einigen Spitzkehren aufwarten. Sweet! Lorenz
demonstrierte uns dabei gleich noch den Vorteil seiner Schlauchlosreifen.
Zwei Durchschläge, na und? Nach 600 Hm waren wir richtig enttäuscht,
als der Trail unterhalb von Prato Ciorliero (1.955 m)
an einem breiten Wirtschaftsweg endete. Wenig später wurde der Schotter
sogar von Asphalt abgelöst. Doch die Trail-Abfahrt war noch nicht
abgehakt! Parallel zur Straße verlief ein alter Karrenweg, der Percorso
Occitano, welcher uns direkt nach Chialvetta brachte. Kurz vor
dem Ziel schaffte Gudrun es dann auch endlich - Durchschlag! Allerdings
ohne Schlauchlossystem ...
In der Posta Tappa des urigen, stillen Bergdorfes machten wir es uns
bis zum Abendessen auf dem überdachten Balkon gemütlich. Das
Bier in Griffweite stehend verbrachten wir den grauen Nachmittag draußen
auf zwei alten Couch-Garnituren und genossen in warme Decken gehüllt
die Aussicht beim gerade einsetzende Regen. Wir waren gerade noch
rechtzeitig
angekommen!
Der Abend wurde beim Essen nur von der lautstarken Truppe deutscher Rotsocken
gestört, die meinten mit den Lobreden auf ihren Tourführer auch
gleich den ganzen Speisesaal mitunterhalten zu müssen. Na, zum Glück
waren die wenigstens nicht bei uns einquartiert!